Beraterdschungel

DER BERATER-DSCHUNGEL 

 
Ich liste hier einmal die gängigen Berufsbezeichnungen auf, und verschaffe Ihnen somit einen Überblick über diesen sonst undurchsichtigen Teil des "Helfersystemes" 

PAARCOACH, EHETHERAPEUT/IN PAARTHERAPEUT/IN, SYSTEMISCHE/R BERATER/IN PSYCHOLOGISCHE/R BERATER/IN

Dies alles sind weitverbreitete, aber keine geschützte Berufsbezeichnungen, die jede/r auf die Visitenkarte schreiben kann, unabhängig davon, ob eine objektiv und qualitativ hochwertige, fachlich qualifizierende  Ausbildung und Qualifikation vorliegt, und es wird also mit einer psychologischen "Berufsangabe" der (irreführende) Eindruck einer besonderen fachlichen Kompetenz erweckt! Man kann aber ein mehrere Jahre dauerndes, intensives Studium an einer Universität nicht mit ein paar Abendkursen oder "Fortbildungsseminaren" bei fantasievoll bezeichneten "Instituten", "Akademien" oder anderen Schulungsfirmen abdecken. 

Wenn es so einfach wäre, könnte man sich ja das Psychologie-Studium gleich sparen!

Gesundheitsschädlich physisch wie psychisch ist es,
Wenn dann auch noch esoterischer Humbug und  Firlefanz wie Schamanismus als "heilsam" teuer verkauft wird, kann eine "Therapie" bei solchen "Heilern" und "Beratern" auch schwere gesundheitliche und psychische Schädigungen hervorrufen.

Besonders gefährlich wird das, wenn fragwürdige Wunder-"Heilmethoden" oder auch absurde weltanschauliche Inhalte verbreitet werden, meist gepaart mit Einstiegsattraktionen wie (dem eigentlich als "Sport" sehr zu empfehlenden) YOGA oder Meditationsübungen, von relativ "harmlosen" und spinnerten Gurus, die aber auch  gefährliche Methoden anwenden oder zu Sekten gehören, bis hin zu scheinbar (endlich) hilfreicher "klinischer Therapie", die -  falsch angewendet - sehr schlimme Folgen haben kann!

Ich kann nur warnen: Psychologische Therapien und Behandlungen von Angststörungen, Depressionen und andere psychisch-klinisch therapiebedürftige Störungen gehören zu fachkompetent und langjährig  ausgebildeten Therapeuten (Fachbegriff Psychologischer Psychotherapeut oder Psychiater)  und dürfen  auch nur von diesen durchgeführt werden!  

Auch in der "Psychosozialen Beratung", also Ehetherapie, Paarberatung, Mediation oder im Coaching haben Selbsternannte,  oft helfersyndrommotivierte Laien und Halbgebildete nichts zu suchen!

HEILPRAKTIKER/IN FÜR PSYCHOTHERAPIE

Um als Heilpraktiker "zugelassen" zu werden, braucht man keine (keine!) Voraussetzungen!  

Heilpraktiker kann man auch autodidakt oder nach Teilnahme an ein paar Abendkursen und einer "Prüfung" beim örtlichen Gesundheitsamt werden.  Es ist gibt keine Zugangsvoraussetzung, schon ein Hauptschulabschluss genügt. 

Heilpraktiker*innen bezeichnen sich gerne als "Therapeut*innen" (das ist verboten)  und offerieren "Therapie"  (dieser Begriff ist erlaubt.)
Dieser Unterschied ist Nichtfachleuten nicht erkennbar.

Aber der Heilpraktiker ist doch  "amtlich zugelassen" und "amtsärztlich geprüft"? 

Die formale Zulassung als Heilpraktiker/in wird als "Genehmigung" besonders hervorgehoben, erweckt dies doch den Anschein einer "amtlichen Prüfung", aber das ist lediglich eine formell nötige und nicht weiter überprüfte Zustimmung zur Ausübung der Heilpraktiker*innentätigkeit, wenn die simple "Heilpraktiker-Prüfung" bestanden wurde. Diese "amtliche" Zulassung bzw. Prüfung ist also zwar formal "amtlich". Aber das ist die Anmeldung Ihres Wohnsitzes auch.

Wer einen Führerschein hat, "darf" auch Auto fahren (ist dazu "amtlich zugelassen")  - aber kann der oder die das? Manche lernen es ihr Leben lang nicht...

Es gibt durchaus auch verantwortlich  mit belegt wirksamen, naturheilkundlichen Behandlungsmethoden arbeitende, gute  Heilpraktiker/innen, aber insbesondere im Bereich der "HP für Psychotherapie", die nur minimalste Hausfrauenpsychologie als "Fachkenntnis" vermeintlicher Qualifikationen mitbringen! Ganz gefährlich sind hanebüchene esoterische Inhalte und Astrologie, die oft als "Wundergeheimmethode" in einen unzulässigen Zusammenhang mit psychologischen Effekten gebracht wird! 

Nicht nur ich nenne es grob fahrlässig, auf so niedrigem Niveau ausgebildete Möchtegern-Psycholog/innen auf womöglich psychisch Schwerkranke losgelassen, insbesondere in der aktuellen Corona-Situation, in welcher kassenzugelassene Psychotherpeuten völlig überlastet sind und sehr lange Wartezeiten auf einen Therapieplatz haben, wodruch verzweifelte Therapiesuchende in die Arme dieser vermeintlich "billigen" Berater/innen getrieben werden!

Diese Gefahr besteht aktuell, weil die Praxen kassenfinanzierter Psychotherapeuten völlig überlaufen sind, und Selbstzahler dann meistens nach dem "Preis" auswählen - das ist hochriskant!
Aber auch nichtklinisch psychosoziale Therapeuten-  oder Beratungstätigkeit sollte sich nicht in Händen minder Qualifizierter befinden! 

Für ein die Seele entlastendes Plauderstündchen mag dies durchaus hilfreich sein - qualifizierte und zielführende Therapie kann es nicht sein, außer man will sich einfach nur mal ausweinen und danach besser fühlen.  

MEDIATOR*IN

Mediator/innen haben gem. Mediationsgesetz mindestens 120 bzw. 200 Stunden Ausbildung. Die Bezeichnung Mediator/in ist aber auch nicht als Berufsbezeichnung geschützt, jeder darf sich so nennen. 
Mediation ist eine sicher sinnvolle Zusatzqualifikation für Psycholog/innen oder Rechtsanwält/innen oder für betriebliche interne Kommunikationsoptimierung und Konfliktreduktionen und im betrieblichen Gesundheitsmanagement.
Hierbei  kann die  "Ausbildung" zum Mediator durchaus sehr hilfreich sein, aber die  Allgemeinplätze in der Mediation kennt mittlerweile auch schon jede/r, und so sollte man die Möglichkeiten einer Mediation nicht überschätzen. 
Mediation kann bei Konflikten und Kommunikationsproblemen helfen, ist aber kein Wunder- oder Allheilmittel! 

Ist eine Mediation  "billiger, als ein Rechtsanwalt"?
Inhaltlich und vom Ziel her ist eine Mediation weit umfassender, als rechtsanwaltliche Beratung und kann also auch keine "billige Alternative" zu einer (viel teureren) rechtsanwaltlichen Beratung sein.
Mediation kann aber eine  kostensparende Ergänzung zu einer juristischen Beratung, z.B. bei einer Scheidung oder anderen Konfliktthemen sein, die deeskaliert und weit weniger Kosten schaffen..

Mediation führt also schneller zu gemeinsam erarbeiteten und akzeptierten Lösungen statt zu eskalieren, ist damit nachhaltiger und dadurch auch langfristig gesehen kostengünstiger, als eine mit 2 oder mehr sich bekriegenden Anwälten  durchgefochtene gerichtliche Auseinandersetzung, die sich womöglich jahrelang hinziehen kann!

Selbst bei gleichem Stundenhonorar (wie z.B. ein Rechtsanwalt) ist qualifizierte und fachlich wie thematisch gut strukturiert geführte Mediation i.d.R. kostengünstiger, da weniger Zeit (und Nerven) beansprucht wird!
Daher lohnt eine Mediation - sofern ein fachliches Fundament vorliegt - sich immer. 


COACH 

Was ein Coach leisten und erbringen kann, muss man vor dem Hintergrund seiner/ihrer bisherigen beruflichen und persönlichen Erfahrung der angestrebten eigenen Ziele sehen, und erst dann kann man bewerten, ob und was diese Coachin, dieser Coach  für die persönliche Fragestellung und Zielsetzungen am Ehesten geeignet erscheint. 
Ein Coach   reflektiert mit seinem Klienten  Ansatzpunkte für Veränderungsprozesse.
Die Umsetzung der erarbeiteten Lösungswege obliegt aber den Klient/innen.

DIPLOM-PSYCHOLOG/IN/PSYCHOLOG/IN MSC/MASTER

Ein Diplom-Psychologe, eine Diplom-Psychologin (oder Msc) lernt bei mindestens 8-10 Semester Universitätsstudium mit Praktika und erwirbt dadurch ein fundiertes Wissen über psychologische Wirkmechanismen.  Ein Diplom-Psychologe kann automatisch auch als Heilpraktiker für Psychotherapie zugelassen werden.  .

In der Psychologie gibt es unterschiedliche "Denkschulen", die auch unterschiedliche Zielgruppen haben:

Ein Psychoanalytiker und Tiefenpsychologe stöbert eher in der Vergangenheit und wird dort  nach Ursachen heutiger klinischer oder sonstiger psychischer Symptome suchen. Da dabei viel "interpretiert" wird,  macht es das schnell beliebig. Beide Therapiemethoden werden daher heute in der evidenzbasiert arbeitendenWissenschaft aufgrund der nicht zu erbringenden empirischen Verifizierbarkeit und der beliebigen Interpretationen nicht mehr ernst genommen und oft als "Glaskugellesen" bezeichnet. Tiefenpsychologie und Psychoanalyse sind  jedoch bei Krankenkassen als erstattungsfähig zugelassen, sofern diese Methoden von einem approbierten, kassenzugelassenen Psychologischen Psychotherapeuten angewendet werden.  

Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
KVT, die kognitive Verhaltenstherapie, ist die dritte von Kassen zugelassenen Behandlungsmethoden.
Es wurde mit modernen wissenschaftlichen Vorgehensweisen gezeigt, daß es die weltweit am Besten empirisch als wirksam belegte psychologische Therapieform ist und  aufgrund klarer Zielsetzungen auch konkrete Ergebniserlebnisse und objektiv feststellbare Fortschritte ermöglicht!

Mit verhaltenstherapeutischen Methoden kann man  perspektivisch sein Leben neu gestalten lernen.
Die Patienten  ehalten die Hoheit über ihre Lernergebnisse und derer Umsetzung und können diese somit jederzeit selbst steuern (Kontrolle behalten)
Der Therapeut ist dabei im Sinne eines Coaches der Generator neuer Überlegungen zum Erreichen besserer Verhaltensweisen.
KVT ist dementsprechend konkrete Hilfe zur Selbsthilfe, sie reduziert das Auftreten dysfunktional wirkender Verhaltensweisen bereits vor dem Eintreten in z.B. eine Streit oder negative Gedanken (z.B. bei Depressionen) und somit kann der Klient auch langfristig und später erneut auftretende Probleme gezielt selbst erkennen und modifizieren, somit eigene Entwicklungen erkennen und  gestalten!

Statt also in Abhängigkeit von einer langwierigen "Dauerberatung" zu kommen, kann man  sehr schnell lernen, aufkommende Krisen  schon im Entstehen zu erkennen, und die Weichen richtig zu stellen, so daß es erst gar nicht zu einer psychischen, emotionalen und psychosomatisch bedingt körperlichen Belastung kommt.  

PSYCHOLOGISCHER PSYCHOTHERAPEUT oder P.PSYCHOTHERAPEUTIN 

Nur Psychologische Psychotherapeuten und Psychologische Therapeutinnen sind approbiert und damit auch kassenzugelassen.
Es besteht daher eine extrem hohe Nachfrage nach Psychotherapien, weil  dann die Krankenkasse zahlt. Gerade jetzt kommt es im Zuge der Belastungen durch Corona und die Kollateralschäden zu sehr langen Wartezeiten. 3-6 Monate sind die Regel - absurd: wer heute eine psychische Belastung hat, kann doch nicht 6 Monate warten...
Als  Psychologische*r Psychotherapeut*in  ist die Approbation Voraussetzung zur Kassenzulassung,
Dazu muss nach dem Grundstudium zum Diplom-Psychologen eine mindestens 3-jährige klinische Zusatzausbildung, vergleichbar der eines Facharztes, erfolgen.  

PSYCHIATER

Ein Arzt, z.B. Neurologe, der zusätzlich  psychologisch wissenschaftlich ausgebildet ist, ist Psychiater. Psychiater arbeiten aus medizinischer Perspektive,  und schauen mehr auf neurologische und/oder klinische Diagnosen.   

Psychiater denken eher symptomorientiert. Daher neigen diese eher zur pharmakologischen Medikation, während Psychologen ursachenorientiert vorgehen. Es ist ja (leider) schneller eine Symptomveränderung zu erreichen, wenn man eine Pille verschreibt. Bequemer ist es für alle Beteiligten auch! 

Es ist aber längst Stand der Wissenschaft, dass qualifizierte Psychotherapie, insbesondere Kognitive Verhaltenstherapie in allen Behandlungsfeldern  gleichgute oder oft auch bessere Langzeitergebnisse bringt, als symptommindernde Medikamente, bei denen die Symptome sofort wieder da sind, wenn man die Tabletten wieder  absetzt.   

Ein "zappeliges Kind" wird leider durch Ritalin bequemer und schneller "handhabbar", als durch    mühsame Psychotherapie und Kanalisierung der ganz normalen kindlichen Energie.
Und auch eine  Depression  wird durch eine Pille schnell und "einfach" weggezappt.

Wohlgemerkt: darf man keinesfalls verharmlosen, daß eine Major Depression eine schwere Erkrankung mit lebensbedrohlichen Folgen sein kann!
Aber gerade unqualifizierte "Therapieanbieter" haben in solchen Krankheitsdiagnosen nichts zu suchen und können den Unterschied zwischen einer depressiven Verstimmung und einer schweren Depression nicht diagnostizieren oder "behandeln".

Bei  Verdacht einer depressiven Entwicklung , aber  auch bei anderen klinischen Störungen sollten Sie unbedingt und auf jeden Fall einem qualifizierten Psychologischen Psychotherapeuten oder zu einem Facharzt, oder mindestens (übergangsweise) zu einem akademisch ausgebildeten Diplom-Psychologen und nicht zu einem Hobby-Berater oder Heilpraktiker/*in ohne qualifizierte Ausbildung zum klinischen Therapeuten!